Fladenbrot (des Lebens)
Vergangenen Freitag setzten wir fünf Frauen eine Idee in die Tat um. Diese bestand daraus, Fladenbrote zu backen und sie Bedürftigen in Basel zu verteilen.
Irgendwo kann vielleicht sogar eine Parallele zu der Speisung der 5000 gezogen werden. Dank eines (wundersamen) Rechenfehlers buken wir anstelle der erwarteten 33 Brote rund 60 Stück, welche innerhalb von nicht ganz 1½ Stunden restlos verteilt wurden.
Im Folgenden einige Eindrücke von jeder von uns fünf:
Michaela berichtet:
Ich fand die Idee, Fladenbrote an Bettler und Obdachlose zu verteilen, toll! Das habe ich gerne unterstützt und mit Felicia die Brote gebacken. Es hat richtig Spass gemacht! Noch am selben Tag verteilten Felicia, Esther und Rebekka die Brote. Super Sache, vielen Dank an euch drei! Und Claudia hat die Lebensmittel dazu organisiert, Danke!
Esthi diskutiert:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Gott hat uns alle wunderbar und einzigartig vorbereitet und "gekünstlert". Wir sind Kunstwerke. Auch die Menschen am Strassenrand. Bettelnd und eingedeckt, weil es kalt ist. Augen, die von intensiven Lebensgeschichten erzählen oder manchmal auch ein verborgenes Gesicht.
Das Bedürfnis nach Liebe, Essen, Wärme und Geborgenheit ist uns allen gleich.
Was geht da in mir vor? Ich verspüre Mitleid, aber auch Misstrauen. Ich bin verwirrt und weiss nicht, wie ich ihnen begegnen soll.
Wie würde Jesus ihnen begegnen? Würde er sie nicht zuerst lieben, sie würdigen und ihnen den Tisch mega reich decken?
Ich möchte lernen, was es heisst, Menschen mit Gottes Augen zu sehen und ihnen so zu begegnen.
Das Verteilen von Fladenbrot hat mir noch eine ganz andere Perspektive und Zugang zu Gott und den Menschen eröffnet.
Rebekka lernt:
Es ist wertvoll, Blicke von bettelnden Menschen zu sehen, wenn sie ein Brot geschenkt bekommen.
Wie oft habe ich schon beobachtet, wie sie täglich auf dem kalten Fussboden sitzen. Fragen wie: „Was kann ich ihnen geben? Ist es sinnvoll Geld zu spenden?“, gingen durch meinen Kopf. Eine Antwort blieb aber aus. Bis zu dieser Idee.
Auch wenn ein Fladenbrot ihre Notsituation nicht beenden kann, meine ich doch, dass sie sich wertgeschätzt gefühlt habe, wenigestens für einen Moment. Das kleine Lächeln - allein dafür hat es sich schon gelohnt durch die Stadt zu marschieren und die Brote zu verteilen.
Es war eine "win-win-situation“: Wir konnten anderen etwas Gutes tun und dabei zugleich lernen, auf Gottes Stimme zu hören und ihr zu folgen.
Claudia reflektiert:
Diese Aufgabe oder "Tat" bewegt von innen nach aussen. Es hat mich herausgefordert, das Urteilen über den Nächsten - und das damit verbundene "Ich bin besser als der andere" - abzulegen. Sozusagen ein neues Kleid anzuziehen. Und das war geschmückt mit Freude und Glück - dem anderen Gutes tun. Einfach so!
Felicia erinnert sich:
Hartnäckig bis aufdringlich wird überall, wo sich ein paar Menschen aufhalten, gebettelt. Eine eher unbequeme Erscheinung, welche sicherlich einige Gewissensbisse, Hilfs- und Ratlosigkeit in unserer Umgebung auslöst. Ironischerweise wird dieses eindringliche Bitten um etwas, was jemand dringend braucht in der Bibel ermutigt (siehe Lukas 11, 5-13). Und zwar unter dem Motto 'Wer bittet, der wird empfangen'.
Mit Basels Bettlern und Bedürftigen vor meinem inneren Auge, bewegt mich diese lesenswerte biblische Geschichte immer wieder zu einem Schmunzeln.
Ich bin beeindruckt, wie gut Gott die Herzen seiner Menschen kennt. Und ich bin beeindruckt, wie er jeden nimmt, wie er ist, ihm Wert gibt und ihn gebrauchen kann.